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Heilung heißt Hinsehen

  • Autorenbild: Ramona Klyta
    Ramona Klyta
  • 22. Feb. 2024
  • 4 Min. Lesezeit
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Heilung,


ein gefährlicher Begriff zwischen versprechen und hoffen.


Wenn ich von Heilung spreche, dann meine ich hier nicht das Abheilen von körperlichen Belastungen.

Ich spreche von Heilung auf emotionaler Ebene.

Heilung des Geistes, der Emotionen, der Psyche, oder so, wie du am besten Zugang zu dem Thema bekommst.


Wichtig ist, lass dir niemals Heilung von irgendjemandem versprechen. Weder auf körperlicher- noch auf emotionaler Ebene. Das ist hochgradig unprofessionell und eine absolute red flag.


Fragen wir Wikipedia, bekommen wir zum Begriff "Heilung" folgende Definition:

"Heilung, lateinisch sanatio, bezeichnet den Prozess der Herstellung oder Wiederherstellung der körperlichen und seelischen Integrität aus einem Leiden oder einer Krankheit, oder die Überwindung einer Versehrtheit oder Verletzung durch Genesung. Während der Heilungsbegriff etymologisch eher durch ein Ganz-Werden bestimmt ist, bezeichnet genesen, von griechisch neomai, ursprünglich ein Davongekommen sein aus einer Gefahr."

Bleiben wir bei dem Wort "Heil", also "Ganz" werden.


Ziemlich spannend, denn das Ganz-werden, also die Integration aller Persönlichkeitsanteile, das bringt uns schon ein großes Stück weiter, auf der großen Reise der Heilung.


Heilung bedeutet in allererster Linie mal hinsehen.

Hinsehen, beobachten und reflektieren und dann aushalten können was kommt.

Viel zu oft begegnen mir Menschen, die Angst haben.


Angst vor einem Teil, oder ein Bereich, den sie von sich selbst abgekapselt haben, obwohl dieser zu ihnen gehört.


Diese Angst hat viele Wächter, welche interessante Tarnungen annehmen können.


Sie tarnt sich auch gerne mit anderen Emotionen, wie zum Beispiel Wut oder Aggressivität.

Einziges Ziel dieser Wächter ist, dich vor der Angst und der mit sich einher gehenden Verletzlichkeit und der damit verbundenen Scham zu beschützen.


Scham gleicht einem lebensgefährlichen Gefühl.

Sie kann den Sympathikus aktivieren, ein Teil unseres autonomen Nervensystems.

Dieser kann zu einer "Kampf-oder-Flucht" Reaktion führen, was sich durch körperliche Reaktionen wie beschleunigter Herzschlag, erhöhter Blutdruck und verstärktes Schwitzen äußern kann.


Ich glaube ich tue keinem Unrecht, wenn ich behaupte: Niemand möchte Scham fühlen.

Genau aus diesem Grund haben die sogenannten Wächter auch ihre Daseinsberechtigung und werden oft bis aufs Blut von uns verteidigt.


Was viele nicht wissen ist, dass wir einige dieser Wächter als Erwachsene überhaut nichtmehr benötigen.


Im Gegenteil, oft stehen sie uns dabei im Weg, unser ganzes Potential zu entfalten und zu heilen, also wieder Ganz-werden, den Teil annehmen und abgeben, der uns einst vor etwas beschützt hat.

Wir brauchen keine destruktiven Glaubens- und Verhaltensmuster mehr, wenn wir erkennen, dass wir uns im Erwachsenenalter selbst beschützen können. Wir sind keine Kinder mehr, die auf den Schutz von größeren angewiesen sind.


Jetzt schützen wir uns durch Grenzen die wir liebevoll setzen und verteidigen.

Das gelingt uns am besten, wenn wir die Wächter entlassen, die Scham durch Selbstbewusstsein (sich seiner Selbst bewusst sein) überwinden und zu uns selbst stehen, mit allen Bedürfnissen, Wünschen und Sehnsüchten.


In einem Seminar zum Thema "innere Kind Heilung" begegnete mir vor ein paar Jahren eine Teilnehmerin, ich denke sie war Anfang/Mitte 60, die während der Vorstellungsrunde folgenden Satz in die Runde warf: "Ich habe keine Themen mehr, die ich heilen müsste. Ich habe alles bearbeitet und kann hier mit niemandem mehr meine Themen bearbeiten".


Autsch dachte ich und plötzlich sah ich keine Frau Anfang 60 mehr, sondern ein kleines Mädchen, das gerade dabei war ihre Wächter zu erschaffen.


Was ich damit sagen möchte ist, dass wir so lange wir Leben an uns arbeiten werden. Wir sind nicht irgendwann fertig und haben alles ausgeheilt. Genauso wie wir niemals auslernen.

Wir schließen Ausbildungen und Studiengänge ab und lernen anschließend lebenslang weiter.

Das Leben mit allem was dazugehört ist keine lineare, sondern eine variable und verläuft in verschiedenen Lebenszyklen.


So verhält es sich auch mit der inneren Heilung und der damit einhergehenden Persönlichkeitsentwicklung. Es gibt Zeiten, da sind wir ganz bei uns und dann gibt es Zeiten, da stehen wir ganz schön weit von uns selbst weg. Das ist immer richtig und wir dürfen viel liebevoller mit uns selbst umgehen, als wir es uns erlauben.


In meiner Arbeit als Beraterin und Therapeutin arbeite ich sehr oft zuerst mit den Wächtern - und dann, wenn es die Person zulassen kann, mit ihrem wahren Selbst.


Es ist sehr schade, dass die Menschen in Deutschland immer noch sehr voreingenommen sind, wenn es um die Arbeit mit der eigenen Seele geht.

"Ich bin doch nicht verrückt" höre ich oft und dann lacht mein inneres Kind innerlich und sagt: "Doch, bist du! Zum Glück, sonst wüsste ich Garnichts mit dir anzufangen!"


Es ist verrückt, dass wir glauben, dass es feste Normen und Strukturen in der Entfaltung eines Individuums geben müsste. Muss es nicht.

Normen und Strukturen sind für feste Prozesse gemacht. Auch benötigen wir sie, wenn es um das Zusammenleben in einer Gemeinschaft geht, das ist allerdings etwas ganz anderes.


Da die Wurzel des Übels fast immer in der Kinderstube steckt, dürfen wir auch die Loyalität zu unserem Elternhaus kritisch betrachten und das bedeutet nicht, dass wir unseren Eltern die Liebe oder ihr Wohlwollen absprechen.

Auch sie sind ein Produkt ihrer eigenen Geschichte und es ist ihnen zuzustehen, dass sie Fehler gemacht haben dürfen!

und trotzdem sind mache Dinge vielleicht sehr daneben gewesen und ja, sie können trotz dessen gute Eltern gewesen sein. Hier versuche ich gerade das "schwarz-weiß" denken auszukoppeln, denn du kannst tolle Eltern haben, die viel falsch gemacht haben, das eine schließt das andere nicht aus.

Die wenigsten Menschen mit denen ich bislang gearbeitet haben, erlaubten sich bis dato, dass von ihren Eltern vorgebaute Lebenskonzept in Frage zu stellen, dabei ist es sehr okay, das zu tun.

Wir sind eigenständige Menschen und die Zeiten verändern sich immer schneller und so auch Lebenskonzepte und gesellschaftliche Normvorstellungen, von welchen wir sowieso abweichen dürfen, ob das nun gut ankommt- oder nicht.


Wir leben unser Leben NUR für uns selbst.


Wir können erschaffen, zerstören und loslassen und dann nochmal von vorne anfangen.


Verliere dich nicht im Strudel der persönlichen Selbstoptimierung, das tut keine Not.



Erlaube dir, dass es dir gut geht.

Erlaube dir, dass andere Menschen gut mit dir umgehen.

Erlaube dir, Grenzen zu setzen.

Erlaube dir, wenn nötig, diese Grenzen konsequent zu verteidigen.

Erlaube dir, dass dein Alltag sich leicht anfühlt.

Erlaube dir, deine Meinung zu ändern und zu äußern.

Erlaube dir, Menschen in dein Leben zu lassen.

Erlaube dir, Menschen gehen zu lassen.

Erlaube dir, das Schöne im gewöhnlichen zu sehen.

Erlaube dir, zu lachen und zu tanzen. Auch mitzusingen.

Erlaube dir, loszulassen, was lange da war und willkommen zu heißen, was unbekannt ist.

Erlaube dir, zu Heilen. Ganz langsam und dafür für immer.

Von Herz zu Herz,


Ramona <3

 
 
 

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